Die Hotelfassade gliedert sich in drei gestalterisch und konstruktiv unterschiedliche Glasfassaden: Das Restaurant, die „Vitrine“ und eine den Hotelzimmern vorgesetzte, wellenförmige Hauptfassade. Die beiden ersten Fassadenkonstruktionen verlaufen geradlinig und zeichnen sich durch ein hohes Maß an Transparenz aus. Erreicht wird dies durch die ungewöhnlich großen Glasformate von 2m x 4,3m und eine Silikonverfugung der vertikalen Scheibenstöße. Die Scheiben werden unten und oben mit Klemmprofilen eingespannt, wobei das obere Lager gleitend ausgeführt ist, um Bewegungen der Geschossdecken auffangen zu können. Lediglich für den Anschluss der Trommeleingangstür an die Glasfassade wurden vertikale, T-förmige Stahlprofile gesetzt. Sie sind jedoch äußerst filigran dimensioniert – auch dieser Anschluss wird optisch als eine Glas-an-Glas-Konstruktion wahrgenommen. Beide Fassadensysteme erscheinen als durchgehendes Glasband, wobei die sich nahtlos einfügende Trommeltür mit ihrem Schwung die Welle in den Obergeschossen bereits thematisch vorwegnimmt. Mit der wellenförmig ausgebildeten Glasfassade der Obergeschosse demonstriert seele Fassadenbau auf höchstem Niveau. Elf Geometrien mit Radien von 900mm bis 11.000mm setzen sich schwungvoll zu einer bewegten Fassade zusammen. Analog zu den beiden unteren Geschossen wird auch bei dieser „Bow-Windows“-Konstruktion die horizontale Bewegung betont, indem die vertikalen Scheibenstöße ohne Pressleisten ausgeführt sind. Die gebogenen Isoliergläser aus jeweils zwei VSG-Scheiben sind als Stufenglas ausgebildet und wurden werkseitig mit den Stahlrahmen zu Elementen zusammengesetzt. Die Verklebung erfolgte lediglich an den Seiten, oben und unten wurden die Scheiben nach der Montage über Pressleisten mit den auskragenden Stahlplatten der „Balkone“ verbunden. Die 2,60m hohen und bis zu 4,30m breiten Fassadenelemente sind exakt auf das Rastermaß der Hotelzimmer abgestimmt und ermöglichen so eine ganzflächige Verglasung der einzelnen Hotelzimmer.
Auf der Außenseite im Siebdruck-Verfahren aufgebrachte, horizontal verlaufende weiße Streifen brechen das auftreffende Tageslicht und geben der Fassade hierdurch mehr Tiefenwirkung. Eine Besonderheit sind die so genannten Filter im Randverbund der Isolierglasscheiben. Durch diese Öffnungen kann sich bei Erwärmung der Luft im Scheibenzwischenraum der Druck entspannen. Die Scheiben sind auf Grund ihrer gebogenen Geometrie sehr steif, wodurch der sonst übliche Druckabbau durch Bauchung der Glasoberfläche nicht stattfindet. Diese druckentspannte Ausführung von Isolierglasscheiben wird in Frankreich generell verlangt für übergroße Scheibenformate und Konstruktionen außerhalb der Norm.
Referenzübersicht und Headerbild: © seele / Matthias Reithmeier