Geometrisch liegt dem Schalentragwerk ein Gitternetz aus gleichseitigen Dreiecken zugrunde. Die Knoten der Dachschale sitzen in unterschiedlichen Höhen auf den Normalen dieser Netzstruktur – kaum ein Dreieck beziehungsweise Knoten gleicht dem anderen. Üblicherweise werden solche Netzwerke vor Ort zusammengeschweißt, um Toleranzen aufzufangen. Nachteilig ist dabei unter anderem der erschwerte Korrosionsschutz. Für die Londoner Passage wurde jedoch die komplette Dachkonstruktion montagefertig angeliefert und verschraubt. Die Gitterstreben wurden mit einer Längengenauigkeit von 2/10mm gefertigt, eine Vorgabe, die sonst im Maschinenbau üblich ist. Um eine einheitliche Dachoptik zu erhalten, sind alle Streben im äußeren Querschnitt gleich, durch unterschiedliche Wandungsstärken wurde auf die unterschiedlichen statischen Vorgaben reagiert. Sämtliche Knoten sind Unikate. Sie setzen sich aus 20 Einzelteilen zusammen und wurden nach dem Verschweißen an den je sechs Verbindungsköpfen auf einer CNC-Fräse exakt auf Winkel und Größe gefräst. Über Codierungen wurde die richtige Zuordnung der einzelnen Bauteile sichergestellt. Die gesamte Dachfläche ist zu Wartungszwecken „betretbar“ ausgeführt. 60% der Fläche besteht aus Wärmeschutz-Kassetten, die Restfläche aus Isolierverglasung. Die dreieckigen Dachelemente sitzen mit zwischengelegten Dichtprofilen auf der Gitterstruktur auf, an den Längsseiten sind sie durch je zwei Punkthalter verklemmt und nass verfugt. Die Dachneigungen wurden so bestimmt, dass alle Tiefpunkte nach außen entwässern und sich keine Wassersäcke bilden können. Eine gezielte Anordnung der Blechkassetten bewirkt, dass bei tief stehender Sonne die verglasten Flächen beschattet werden.
Bilder: © seele / Matthias Reithmeier