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Der 1991 eröffnete Messeturm in Frankfurt am Main ist das zweithöchste Gebäude Deutschlands. Die im Erdgeschoss befindliche Lobby wird nach den Entwürfen des Architekten Helmut Jahn sowie Matteo Thun & Partners neu gestaltet. In diesem Zuge wird das Design der Lobbyfassade sowohl ästhetisch als auch energetisch modernisiert. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Werner Sobek wurde die Fassade mit 17m hohen Isolierglasscheiben geplant. Das Besondere ist die gebogene Form der Isoliergläser, die einen Radius von 24m bilden. Eine polygonale Anordnung der Fassadenscheiben wurde ausgeschlossen, so dass jede Scheibe gebogen mit einem entsprechenden Stichmaß ausgeführt wird.
In nur 7 Monaten hat das seele Team von Designern, Ingenieuren, Logistik- und Montagemitarbeitern/innen die Stahl-Glas-Konstruktion entwickelt und konnte mit der Montage starten. „Im Messeturm-Projekt ist all unsere Erfahrung bei übergroßen Scheiben gefragt, die wir in den letzten 15 Jahren gesammelt haben. Das Ergebnis ist ein Gesamtpaket für Design, Logistik und Montage der 17m großen Scheiben im Herzen der Mainmetropole – und das alles aus einer Hand“, so Doris Erdt, Senior Design Manager, seele GmbH.
Gebogene Isolierglaseinheiten
Eine Besonderheit der Konstruktion ist, dass die Fassade im Wesentlichen aus nur wenigen Bauteilen besteht: Gerade einmal 9 Scheiben und 10 Stützen kommen pro Seite zum Einsatz. Horizontal sieht das Design keine Unterbrechungen vor, weshalb es, trotz der Größe, leicht und transparent wirkt. Aufgrund der Übergröße sind die Scheiben speziell gelagert und mittels Pressleisten fixiert. Im Detail besteht die Fassade jeweils aus ca. 17 x 2,8m laminationsgebogenen Isolierglaseinheiten, die durch ca. 3,5t schwere Edelstahlstützen gehalten werden. Die einzelnen Isoliergläser haben eine Gesamtdicke von ~ 71mm. Die Ausführung als Isolierglas mit Sonnenschutzbeschichtung auf Ebene #4 verringert den Energieeintrag ins Gebäude und verbindet somit ästhetische mit funktionalen Kriterien.
Filigrane Edelstahlstützen
Ein weiteres Highlight der Konstruktion sind die 17m hohen, filigranen Edelstahlstützen, die die ca. 6t schweren Scheiben halten. Die Pfosten bestehen aus drei Teilen, die übergangslos werkseitig geschweißt werden und die Form einer „Voute“ einnehmen. Das bedeutet, dass der Pfosten trapezförmig abgeschrägt ist und sich zudem am Kopf- und Fußpunkt verjüngt. Die Form lässt die Edelstahlstütze besonders elegant wirken. Sie haben zugleich eine lastabtragende Funktion. Besonders im Handling in der Fertigung und auf der Baustellen ist das eine Herausforderung. Um die Pfosten in makelloser Qualität auf die Baustelle zu befördern, konstruierte seele eine spezielle Lagerung auf dem LKW sowie eine Transporthilfe, um die schlanken Stützen ohne Verformung zu platzieren.
Anspruchsvolles Logistik- und Montagekonzept
Der kurze Zeitplan, die Baustelle in einer Großstadt wie Frankfurt sowie die Montage auf engstem Raum erfordern ein perfekt abgestimmtes Logistik- und Montagekonzept von seele. Für den sicheren Transport der 17m hohen Scheiben werden speziell angepasste Innenladergestelle eingesetzt. Vor Ort muss der überlange LKW millimetergenau auf die Baustelle einfahren, da der Platz begrenzt ist. Ebenfalls Feingefühl benötigt das Bedienen der Spezialglassauger mit ca. 90 Saugern, der die ca. 6t schweren Gläser vom LKW in die Fassadenposition einhebt.
„Bei dieser Montage muss alles zusammenspielen: Mensch, Technik und Natur. Wir planen jedes Detail sehr genau im Vorfeld und haben bei der Montage alle Rahmenbedingungen im Blick: Wind, Temperatur und Feuchtigkeit spielen bei den Montagearbeiten eine große Rolle. Das eingespielte Team von seele kennt die Herausforderungen aufgrund jahrelanger Erfahrungen und Einsätzen auf der ganzen Welt – von San Francisco bis Sydney.“, sagt Dirk Herrmann, Montageleiter, seele GmbH.