Überirdisch schön: Antiklastische Seilfassade für neuen Eingang zur Penn Station in New York City

03.02.2021 Eine imposante, gegensinnig gekrümmte Seilfassade bildet den neuen Eingang der Penn Station an der 33rd Street in New York. Das Design für das geneigte Stahl-Glas-Vordach mit einer Fläche von 277qm stammt von Skanska und den Architekturbüros AECOM und SOM. Mit Konstruktion, Fertigung und Montage wurde Fassadenspezialist seele beauftragt: Heute führt das sogenannte East End Gateway, ein 12m hohes „A“, Passanten und Passagiere über Rolltreppen zu den unterirdisch liegenden Bahnsteigen. Die filigrane Seilnetzfassade ist mit modernster Monitoring-Technik ausgestattet und setzt in ihrer Ausführung einen architektonischen Akzent an einem der größten Bahnhöfe der USA.

Zu normalen Zeiten besuchen täglich 650.000 Personen den Knotenpunkt am berühmten Madison Square Garden. Um die Personenströme zu entzerren, beauftragte Bauherr MTA C&D (Metropolitan Transportation Authority Construction & Development) zusammen mit Vornado Realty Trust den Bau eines neuen, großzügigen Haupteingangs. Die filigran wirkende Konstruktion aus Stahlrahmen und Edelstahlseilen erzeugt die Optik einer entmaterialisierten Glashülle, deren lichtdurchflutete Atmosphäre hinabsteigende Passagiere zu den Bahnsteigen begleitet. 

In der Öffnung zum Untergeschoss setzt sich das Design fort: 60 doppelt gebogene und linienförmig verlaufende Paneele aus Schwarzstahl, die an einer Unterkonstruktion abgehängt sind, bilden die Verkleidung der ovalen Öffnung. Durch deren trichterförmig anmutende Form wird ein fließender Übergang nach oben zum Vordach geschaffen, woraus sich eine scheinbar unendliche Perspektive ergibt. Aufsteigenden Reisenden eröffnet sich zudem eine freie Sicht durch das Glasdach auf das Empire State Building.

Höchste Präzision für 105 Tonnen Stahl

Die von seele konstruierte Seilfassade besteht aus einem Stahlrahmen mit einem Seil-netz aus gegeneinander verspannten Quer- und Längsseilen aus Edelstahl. Als primäre Tragstruktur plante der Fassadenspezialist einen 14,6m hohen, A-förmigen Stahlrahmen. Den Bodenanschluss formt der sogenannte „Horseshoe“, ein Hufeisen-förmiger Randträger mit einer Länge von ca. 30m und einer Breite von 13m. Die komplette Stahlkonstruktion besteht aus fünf geschweißten Kastenträgern, einem Querträger und der sogenannten „Crown“ - ein massives Werkstück aus einem 400mm dicken Blech, das oben auf der Struktur aufgesetzt wurde. An die „Crown“ sind sowohl Seilbefestigung für die Fassade als auch die Spannaufnahmen angebracht. 

Insgesamt 105t Stahl wurden für die Rahmenkonstruktion bearbeitet. Der komplette Stahlbau liegt frei und ist ständigen Witterungseinflüssen ausgesetzt, daher erforderten Oberflächen und Schweißnähte eine hochpräzise Bearbeitung und die Erfüllung der amerikanischen AESS 4 Anforderungen. Eine weitere Herausforderung stellten die schwer zugänglichen Einläufe für die Edelstahlseile dar: Zahlreiche bauseitige Einbau-ten zur Wasserführung oder Beleuchtungstechnik mussten integriert und deren Anschlüsse beim Stahlbau berücksichtigt werden. 

Um die im Design vorgesehene Neigung des Eingangs zu erzielen, wurde der A-förmige Rahmen überhöht gefertigt und neigt sich durch die Seilspannung in den geforderten 45°-Winkel und damit auf die Gesamthöhe von 12m. Dafür wurden die Längsseile sehr hoch vorgespannt, um eine entsprechende Vorspannung auch in den Querseilen zu erreichen. Um eine reibungslose Montage in New York zu ermöglichen, wurde die komplette Stahl-Konstruktion für eine Vorprüfung bei seele pilsen in Tschechien, komplett aufgebaut, getestet und im Anschluss nach New York, zur finalen Montage durch seele und Skanska USA Civil NE, verschifft. 

Montage in Downtown Manhattan

Die Montage auf engstem Raum, mitten in Manhattan, erforderte eine geschickte Koordination der Installationsphasen. So erfolgte die Anlieferung der einzelnen Bauteile just-in-time. Innerhalb von drei Wochen montierte seele den massiven Stahlbau. Im Anschluss wurden die einzelnen Seile angebracht, mit Adapterstücken verlängert und anschließend gespannt, um den Rahmen in die finale Form zu bringen. Danach folgte die Verglasung. Fast 140 doppelt-gebogene Gläser wurden von Europa nach New York auf die Baustelle transportiert und mit Spezialhalterungen im Seilnetz befestigt. Jedes Laminat ist dabei ein Unikat, denn die SGP-Interlayer sind mit unterschiedlichen Punkterastern bedruckt. Im November 2020 hieß es dann „All in!“, als die letzte Glasscheibe im Seiltragwerk montiert wurde. 

Digitales Fassaden-Monitoring

Ausgeklügelt ist auch das von seele entwickelte Monitoring-Konzept. Die geforderte Seilkraftmessung setzte seele als Cloud-basierte Lösung um. Verschiedene Faktoren, wie geringe Abstände zwischen den Seilknoten sowie die schwere Zugänglichkeit an der stark frequentierten Penn Station, machten eine konventionelle Seilkraftmessung bei diesem Projekt nahezu unmöglich. Bei der Montage sammelten unsichtbar angebrachte Messstellen Daten zur Vorspannung der Längs- und Querseile. So blieben aufwendige Messungen vor Ort erspart und können auch in Zukunft bei Bedarf durchgeführt werden.

Eröffnung zum Jahreswechsel

Der neue Eingang an der 33rd Street wurde am 31. Dezember 2020 unter dem Namen „East End Gateway“ eröffnet. Nur einen Tag später folgte außerdem die Eröffnung der Moynihan Train Hall, der Erweiterung der Penn Station, New Yorks größtem Bahnhof. Auch hier war seele beteiligt und für die Ausführung der über 5.000qm großen Stahl-Glas-Dachkonstruktion verantwortlich. Mit den beiden Projekten setzte seele gleich zwei imposante Konstruktionen in der US-amerikanischen Metropole um.

Eine imposante, gegensinnig gekrümmte Seilfassade "made by seele" bildet den neuen Eingang der Penn Station an der 33rd Street in New York. © Field Condition

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